2024-09-29
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unruhe und unruhe breiteten sich in ganz deutschland und sogar europa aus
im september befanden sich der deutsche bundestag und viele landesparlamente noch in der sommerpause. in dieser jahreszeit, in der es normalerweise mehr um urlaub und weniger um politik geht, machen sich aufgrund der wahlergebnisse in zwei östlichen bundesländern unruhe und unruhe in ganz deutschland und sogar europa breit.
in sachsen hat die cdu von landeshauptmann michel kretschmer einen knappen vorsprung vor der rechtsextremen alternative für deutschland. in thüringen lag die afd bei der landtagswahl mit 32,8 % der stimmen unter der 5 %-hürde und wurde vom landtag auf „unwürdig“ ausgeschlossen ein name.“ wurde in der endgültigen wahlergebnisstatistik als „sonstige“ eingestuft. selbst mit der sozialdemokratischen partei erreichte die dreiparteienkoalition im bund nur einen knapp zweistelligen stimmenanteil.
die intensive stimmung spiegelte sich auch in hohen wahlbeteiligungsquoten von rund 75 % in beiden bundesstaaten wider. kaum waren die wahlergebnisse bekannt, stürzte der aktienkurs von carl zeiss medizintechnik, einem alten branchenriesen mit sitz in thüringen. seitdem hat die landtagswahl in brandenburg ende september für mehr aufmerksamkeit gesorgt. eine niederlage kann sich die sozialdemokratische partei von kanzler scholz nicht mehr leisten.
am frühen morgen des 23. september ortszeit wurden die ergebnisse der brandenburger wahl bekannt gegeben. die sozialdemokratische partei des gouverneurs behielt ihre position als stärkste partei mit einem vorsprung von weniger als 2 prozentpunkten. knapp dahinter folgte jedoch die afd, die fast 30 % der stimmen erhielt.
björn hock, vorsitzender der thüringer landespartei alternative für deutschland.
die „firewall“ ist kurz
das wahlergebnis in den beiden östlichen bundesländern ist das erste mal seit dem ende des zweiten weltkriegs, dass eine rechtsextreme partei einen solchen sieg bei einer deutschen landtagswahl errungen hat, und dieser sieg hat niemand anderem zugute gekommen. das europäische establishment hat die regel, eine „firewall“ zu errichten, das heißt, es bildet keine regierung mit parteien, die als rechtsextrem eingestuft werden.
dies gilt insbesondere für deutschland, das über einen historischen ballast verfügt. die politischen parteien des establishments können endlos über jede inländische und ausländische frage streiten, aber es gibt nur eine rote linie, die alle parteien bei jeder gelegenheit mit einer stimme verkünden werden: sie werden es tun denken sie nie daran, mit der afd zusammenzuarbeiten. angesichts der tatsache, dass bisher keine partei im parlament es gewagt hat, ihren „überlebenswillen“ öffentlich aufzugeben und ihre position zu ändern, kann man nicht sagen, dass diese „firewall“ durchgebrannt sei. die aktuelle situation ist: die brandmauer ist etwas kurz und das feuer ist so heftig, dass es kurz davor steht, die maueroberkante zu erreichen.
was viele europäische medien noch mehr dazu bringt, mit entsetzen darüber nachzudenken, ist eine gewisse bekannte historische erinnerung: 1929 gewann die nsdap die landtagswahl in thüringen, und vier jahre später kam hitler an die macht. björn hock, thüringens landesvorsitzender der afd, steht dem erscheinungsbild der „herrenrasse“ nach den maßstäben der nsdap sehr nahe, was den erinnerungen an dieses vergangene ereignis auch viele lebendige farben verleiht: blau augen, dünne lippen, blasse lippen. goldene bis hellgoldbraune haarfarbe.
was dem „drama“ noch mehr höhen und tiefen verleiht, ist eine weitere episode: die neue sächsische landtagswahlleitung gab in der ersten datenrunde eine falsche sitzzahl bekannt. die offizielle erklärung war, dass es einen fehler (fehler) in der software und ein problem bei der berechnung der sitzplatzzuteilung gegeben habe. nach der korrektur gewannen grüne und spd jeweils einen sitz hinzu, während cdu und afd als ursprünglich angekündigt jeweils einen sitz verloren.
aber dieser sitz ist entscheidend. nach den einschlägigen rechtsvorschriften erfordern einige wichtige entscheidungen eine 2/3-mehrheit statt einer 1/2-mehrheit. die neuberechnung führte dazu, dass die zweitplatzierte afd weniger als ein drittel der sächsischen bevölkerung ausmachte und damit ihren minderheitssitz im land verlor. für einige eingefleischte afd-fans hat solch eine entscheidende änderung den beigeschmack einer verschwörungstheorie.
für das sächsische establishment ist das letzte sicherheitsventil vor dem abgleiten in die politische unruhe geschlossen, was ein segen im unglück ist. in thüringen lässt sich das ventil nicht schließen. sobald es in zukunft zu entscheidenden streitigkeiten kommt, bei denen es um die auflösung des parlaments, neuwahlen, die wahl von richtern des verfassungsgerichtshofs oder die revision bestimmter wichtiger gesetzentwürfe geht, kann die afd die macht der minderheit nutzen, um die mehrheit abzufangen. und thüringens vorsitzender hawke hatte schon immer extreme ansichten und wird es auf jeden fall auch tun. obwohl die afd noch nicht die macht übernommen hat, reicht ein solcher machtmechanismus aus, um das parlament lahmzulegen.
am tag nach bekanntgabe des wahlergebnisses erschien sachsens landeshauptmann kretschmer um 9 uhr morgens mit schwarzen ringen unter den augen in der cdu-zentrale in berlin. unter normalen umständen arbeitet er als regierender gouverneur hart, ohne dafür anerkennung zu erhalten, aber er kann immer ein paar „eindruckspunkte“ für seine partei sammeln. seit der deutschen wiedervereinigung liegt das gouverneursamt sachsens in den händen der cdu. kretschmers eigener ruf ist mit einer zufriedenheitsbewertung von über 50 % nicht schlecht, allerdings sind er und thüringens landeshauptmann porto ramero von der linkspartei bei dieser wahl enge freunde geworden.
in den letzten zwei jahren sind zwei landeshauptleute aufgrund des düsteren wahlergebnisses zurückgetreten: tobias hans aus dem saarland und franziska giffey aus berlin. sowohl in thüringen als auch in sachsen gaben mehr als die hälfte der cdu-wähler an, sie hätten die cdu nur gewählt, um den erstarkungsambitionen der afd einhalt zu gebieten. positiv bedeutet dies, dass es immer noch eine beträchtliche anzahl von menschen gibt, die politisch sensibel bleiben und dem erstarken populistischer kräfte gegenüber misstrauisch sind. negativ bedeutet dies, dass selbst der cdu, der einzigen rivalin der afd in beiden bundesländern, die öffentliche anerkennung fehlt. eine situation, die sich bei den landtagswahlen in bayern und hessen im herbst 2023 widerspiegeln wird. fast ein jahr ist vergangen, und diese situation wurde nicht nur nicht rechtzeitig korrigiert, sondern hat sich sogar verschärft.
am 29. august wurde sarah wagenknecht (rechts), gründerin der sarah-wagen-allianz, in thüringen während einer wahlkampfveranstaltung mit roter farbe bespritzt.
„brüder“ sind nicht gleich
obwohl das wirtschaftswachstum der fünf ostdeutschen bundesländer in den letzten jahren über dem deutschen durchschnitt lag, machen sie nur 15 % der gesamten deutschen wirtschaft aus. sachsen ist traditionell regionaler spitzenreiter in ostdeutschland und hat fast doppelt so viele einwohner wie thüringen. der entwicklungsstand einiger städte im bundesland ist längst so gut wie der in westdeutschland. die hauptstadt dresden gilt als „perle an der elbe“. thüringen hingegen liegt nahe an der grenze zwischen ost- und westdeutschland und ist stark ländlich geprägt. in den 1990er jahren und zu beginn des 21. jahrhunderts gab es häufigen austausch mit den westdeutschen bundesländern, und viele menschen pendelten zwischen beiden bundesländern staaten. allerdings hat der häufige austausch keine nennenswerte rolle bei der förderung der wirtschaftlichen entwicklung gespielt, sondern das leben der menschen vor ort stark beeinflusst. die kluft zwischen ost- und westdeutschland in bezug auf entwicklung und politischen diskurs wurde vorbehaltlos offengelegt.
nach der freude über die wiedervereinigung beider deutschlands mussten sie sich bald der harten realität stellen. auch in der hauptstadt berlin sind die spuren der teilung noch heute deutlich zu spüren. wenn man mit der u-bahn quer durch berlin fährt, wird das stadtbild klar vom alexanderplatz bestimmt. obwohl deutschland auf bundesebene eine „solidaritätssteuer“ einführte, um die entwicklung ostdeutschlands zu unterstützen, verschärfte die mit der wiedervereinigung einhergehende globalisierungswelle die gesellschaftlichen spaltungen noch. allein von 1990 bis 1995 verloren etwa 75 % der menschen in ostdeutschland aufgrund der wiedervereinigung beider deutschlands ihren arbeitsplatz, was die bestehende kluft noch verschärfte. angesichts einer düsteren und ungewissen zukunft wählten junge menschen in ostdeutschland „mit den füßen“ und wanderten in großer zahl aus, sodass viele kleinstädte fast leer blieben. in vielen bereichen sind nur noch ältere menschen übrig, die ein gefühl der „sicherheit“ repräsentieren, wie z. b. öffentliche sicherheit, kriminalitätsraten, öffentliche dienstleistungen und medizinische qualität die lokale bevölkerung ist aufgrund der regionalen und nicht der föderalen kluft eher besorgt über ostdeutschland.
diese kluft spiegelt sich in den aktuellen wahlen in sachsen und thüringen wider, das heißt, dass der alternative für europa und den traditionellen etablierten christdemokraten unterschiedliche bedeutungen beigemessen werden. es ist den menschen nicht unbekannt, dass die cdu bei der verbesserung der wirtschaft, der bildung und der stabilisierung der beschäftigung besser ist, aber diese haben in ostdeutschland derzeit keine so hohe priorität. in den bereichen flüchtlings- und asylpolitik, soziale gerechtigkeit und interessen der ostdeutschen region vertrauen die menschen in der ostdeutschen region der afd stärker.
wenn man von westdeutschland spricht, denken viele menschen in ostdeutschland oft nicht an alte industrie- und agrarstandorte wie das ruhrgebiet oder das saarland, die vor großen transformationsschmerzen stehen, sondern an das sonnige und malerische konstanz oder die stadt hamburg mit einer großen konzentration von geschäftsleuten und einem ausländischen akzent, wo es einen in ostdeutschland unvorstellbaren reichtum, ein wohlhabendes und vielfältiges kulturelles leben und eine weltoffene und wohlhabende mittelschicht gibt. dieses soziale bild, das von der stabilen mittelschicht übernommen wurde, vermischt die geschäftigkeit, die wohlstand symbolisiert, mit der entspannung, die überlegenheit symbolisiert. es ermöglicht den menschen in ostdeutschland ein tiefes verständnis für soziale spaltungen und identitätslücken. eine wut, die von eifersucht erfüllt ist , unverständnis und unwilligkeit und wird schließlich von einem gefühl der frustration, abwertung und entbehrung erfüllt. westdeutschlands bürgerliche eliten, unternehmen und politiker sind überall in deutschland und sogar auf der welt, aber dieser glamour hat nichts mit ihnen zu tun. der westdeutsche „überlegenheitsblick“ mit einem hauch von subtilem ekel in der höflichkeit stach den „ostdeutschen“ noch mehr in die augen. sie verstanden, dass sie, obwohl sie brüder waren, den „westdeutschen“ nicht ebenbürtig waren. heute, mehr als 30 jahre nach der wiedervereinigung der beiden deutschen staaten, betrachten sich immer noch etwa zwei drittel bis drei viertel der ostdeutschen wähler in vielerlei hinsicht als „bürger zweiter klasse“.
in thüringen übertraf die zahl der befürworter einer bundespolitik um die jahrtausendwende die zahl ihrer gegner um fast ein drittel. das erste mal, dass sich die beiden kurven kreuzten, war um das jahr 2010. die zahl der befürworter erreichte 2014 ein allzeithoch und ging dann zurück. heute gibt es mehr als fünfmal so viele gegner wie befürworter. nach der wiedervereinigung der beiden deutschen staaten, die gerade von den alliierten umerzogen worden waren, „reformierte“ westdeutschland ostdeutschland auf drastische weise. nicht nur, dass alles, was einmal mit der ostdeutschen region zu tun hatte, in einen abwertenden ton geraten ist, sondern auch, dass die stimmen aus der ostdeutschen region auf bundesebene lange zeit zum schweigen gebracht wurden und eine gruppe von menschen zurückblieb, die ihre heimat verloren haben haben keinen ort, wo sie ihre erinnerungen unterbringen können.
für ostdeutschland bedeutete die „erste öffnung“ der wiedervereinigung der beiden deutschen staaten die „zweite öffnung“, die von der globalisierungswelle, einschließlich der flüchtlingsströme, geprägt war und deren bereits erschöpfte heimatstadt erneut getroffen wurde.
eine aktuelle umfrage ergab, dass rund drei viertel der ostdeutschen wähler der meinung sind, dass sie durch eigene aktivitäten keinen wirklichen einfluss auf die politik nehmen können. so entstand kritik am system. funktioniert dieses system wirklich so, wie es soll? liegt es am versagen einzelner akteure, weil sie nicht die richtige agenda haben, oder ist es das system als ganzes, das nicht hält, was es versprochen hat? hören die politischen eliten nicht mehr auf das volk? in ostdeutschland war die zahl der personen, die solche grundsätzlichen fragen und kritik äußerten, mehr als doppelt so hoch wie in westdeutschland.
am 1. september gaben wähler in dresden, der landeshauptstadt sachsens, in einem wahllokal ihre stimme für die landtagswahl ab. bild dieses artikels/visual china
keine „besondere“ wendung
fairerweise muss man sagen, dass die afd kein einzigartiges phänomen ist. in vielen westlichen ländern sind seit den 1960er jahren bewegungen entstanden, die sich dem linksliberalen denken widersetzen, von trump bis meloni. die wahlen in zwei ostdeutschen bundesländern haben die europäische öffentliche meinung vor allem deshalb so aufgewühlt, weil die historische assoziation mit der kombination „deutschland“ und „extreme rechte“ als schlagworte in der tat zu schmerzhaft ist. aber wenn in den meisten teilen der entwickelten welt ein erheblicher teil der wähler mehr oder weniger gleichzeitig zuflucht bei ähnlichen parteien sucht, kann dies nicht als zufall oder „merkmal“ bezeichnet werden.
aus einer breiteren perspektive, von den vereinigten staaten bis zum vereinigten königreich, von skandinavien bis italien und spanien in südeuropa und dann bis nach osteuropa, ist die frage der „irregulären“ einwanderung in fast allen westlichen industrieländern zu einem wichtigen thema bei wahlen geworden letzten jahren im mittelpunkt der kontroversen.
im laufe der jahre hat deutschland hunderttausende flüchtlinge aus krieg und armut aufgenommen, was der einwohnerzahl einer mittelgroßen stadt entspricht. nach der flüchtlingskrise im jahr 2015 führte die umfassende eskalation der krise in der ukraine dazu, dass eine große zahl von flüchtlingen nach deutschland strömte. wie kann man so viele außenstehende in kurzer zeit verdauen und integrieren? berlin, das zentrum der deutschen politik, hat schon oft die vorreiterrolle bei der öffnung und akzeptanz übernommen, musste 2022 aber sagen: „es hat seine kapazitäten weit überschritten.“ zusätzlich zu den problemen und widersprüchen, die auch andere westliche länder teilen, besteht der heikle punkt für deutschland darin, dass jede diskussion, die sich auf „rasse“ und „fremdenfeindlichkeit“ beziehen könnte, aufgrund der erbsünde des zweiten weltkriegs besonders schwer zu diskutieren sein wird geschichte. nur eine richtung ist richtig und erkennbar. was in der anderen richtung ist, ist versiegelt, und alles hinter dem siegel ist sehr vage. aber der enorme druck und die widersprüche werden nicht verschwinden, nur weil sie nicht ausgedrückt werden können. bei den landtagswahlen 2023 in berlin lag die bürgerzufriedenheitsrate der damaligen landeshauptfrau giffy bei lediglich 36 %.
politische wendungen werden nicht immer von einer bestimmten partei herbeigeführt. in dänemark verschärften die sozialdemokraten die asylrechte, in griechenland schlossen die konservativen die grenzen ab. in deutschland vertritt die alternative partei in bezug auf „einwanderungs-/flüchtlingspolitik“ und „russland-ukraine“, zwei themen, die in den beiden ostdeutschen staaten die meiste aufmerksamkeit erregt haben und miteinander in zusammenhang stehen, ähnliche ansichten wie die alternative partei seit ihrer gründung in diesem jahr ist die koalition sarah-wagenknecht stark gestiegen.
sarah wagenknecht, die gründerin der sarah-wagenknecht, war einst die angesehenste spitzenpolitikerin der linkspartei. nachdem sie ihre eigene firma gegründet hatte, brachte sie viele anhänger mit. der berühmteste anhänger ist ihr ehemann, der erfahrene oscar lafontin, der nach der wiedervereinigung deutschlands auch chefkanzlerkandidat der sozialdemokratischen partei war. er war mehrere jahre lang vorsitzender der sozialdemokratischen partei und fungierte während der schröder-regierung als finanzminister er war einst die a-kernfigur der ersten schröder-regierung. später trat lafontin unerwartet von seinem regierungsamt zurück und verließ dann die sozialdemokratische partei, um sich der neu gegründeten linkspartei anzuschließen, und widmete sich der umwandlung der sozialdemokratischen partei in eine landespartei. der aufstieg der linkspartei unter seiner führung war einmal beeindruckend. danach trat la fountain aus der linkspartei aus und kündigte bald nach deren gründung seine mitgliedschaft in der schah-waadtländer allianz an. in thüringen sind die anfänglichen zuwächse der s&w-koalition inzwischen fast doppelt so hoch wie die der afd.
bei einer solchen wende werden menschen, die toleranter sind, denken, dass dies ein mangel an kommunikation ist. ein eher paternalistischer ansatz besteht darin, abweichende oder skeptische wähler als uninformiert oder dumm zu bezeichnen und sogar direkt rassistische oder sogar nationalsozialistische warnungen auszusprechen. das ergebnis ist eine menge rhetorik zu einer reihe von themen, von der überlasteten nationalen infrastruktur bis hin zu kulturellen zusammenstößen, kriminalität und terrorismus, aber mit realen konsequenzen. in keinem westlichen land konnte eine solche entwicklung vom politischen establishment lange unbemerkt bleiben. entweder reagieren die sogenannten etablierten parteien auf diese probleme, oder die rechtspopulisten kommen selbst an die macht. bisher hat die deutsche bundespolitik ihre offenheit und gleichberechtigung entweder aus moralischer sicht begründet, aber ignoriert, dass eine andere gruppe lokaler menschen außerhalb der nationalen politik ebenfalls eine verletzliche gruppe ist und das recht hat, respektiert zu werden, oder sie hat argumentiert, dass „die deutsche gesellschaft; braucht arbeitskräfte.“ aus pragmatischer sicht ist die aufnahme von flüchtlingen durchaus notwendig, umfang und einzelheiten sind jedoch oft unklar.
wenn man sie überredet, sind die menschen in westdeutschland vielleicht bereit, es zu versuchen, aber für viele menschen in ostdeutschland wird der ursprüngliche mangel an identität und die ungleiche entwicklung durch die ablehnung durch flüchtlinge/einwanderer und die russisch-ukrainische bevölkerung verschärft. der krieg brachte sie mit sich sie hatten große überlebenssorgen, und ihr schmerz war zu groß. sie konnten es jetzt nicht überstehen, und die entfernung war ihnen egal. darüber hinaus waren die ende der 1960er jahre in westeuropa aufblühende universitätsbefreiungsbewegung und der von der globalisierung propagierte linksliberale trend keine ursprünglich endogenen themen der ostdeutschen gesellschaft. sie haben das gefühl, dass sie so lange ignoriert wurden. warum sollten sie also für „die ideen anderer leute“ bezahlen?
aus der komfortzone gezwungen
eine woche nach bekanntgabe der wahlergebnisse in sachsen und thüringen sind sondierungskontakte und verhandlungen zwischen den parteien noch immer ohne erkennbare ergebnisse, was die bildung einer koalitionsregierung sehr erschwert. obwohl die afd bei beiden landtagswahlen rekordstimmen erzielte, erhielt sie nicht die mehrheit der stimmen, um unabhängig zu regieren. daher bleibt die „firewall“ in kraft. darüber hinaus verfügt die cdu über einen unvereinbarkeitsbeschluss in bund und ländern, der die zusammenarbeit mit linken parteien verbietet. in diesem fall bleiben nicht viele optionen übrig. die führer der saudisch-venezianischen allianz werden die stationierung von mittelstreckenraketen durch die usa in deutschland und weitere waffenlieferungen an die ukraine als bedingung für die bildung eines kabinetts und einer allianz ablehnen und von der landesregierung eine klare stellungnahme verlangen. dadurch wird druck auf die bundesregierung ausgeübt.
derzeit zeichnet sich ab, dass in thüringen sowohl der cdu-landeschef mario voigt als auch der afd-landesvorsitzende houck für das amt des landeshauptmanns kandidieren werden. gouverneurskandidaten müssen im ersten oder zweiten wahlgang die absolute mehrheit erreichen, wobei der kandidat, der im dritten wahlgang die meisten stimmen erhält, gewinnt. das ausmaß, in dem andere parteien voight unterstützen werden, um hawkes wahl zu vermeiden, wird ein test für die widerstandsfähigkeit der firewall sein. in sachsen erwägt kretschmer eine koalition mit spd und sch-w, ein auch innerhalb der cdu umstrittener versuch.
in brandenburg gewannen die sozialdemokraten knapp. aber das ist vor allem gouverneur wojdek zu verdanken, der sich unter druck gesetzt fühlte und vor der wahl verkündete, dass er im falle einer niederlage der sozialdemokraten niemals als gouverneur fungieren würde. dieser verzweifelte ansatz, die eigene politische karriere eng an die partei zu binden, hat der sozialdemokratischen partei viele „einheitsstimmen“ eingebracht.
unabhängig von der kombination werden alle parteien aus ihrer komfortzone gedrängt. auch bundeskanzler scholz und seine regierungspartei geraten in große verlegenheit. in deutschland, wo das historische gedächtnis besonders sensibel ist, lässt sich die verbindung zwischen der „extremen rechten“ und den nazis leichter herstellen als in jedem anderen land. von den 1920er bis 1930er jahren war die sozialdemokratische partei deutschlands die letzte politische kraft, die einen institutionellen widerstand gegen die nazis bildete. deshalb wurde sie während der machtergreifung der nazis gezielt ins visier genommen und war die erste, die danach angegriffen wurde die nazis übernahmen die macht. es kam zu brutaler verfolgung. kann die „rote festung“, die einst für fortschritt und gewissen stand, dieses mal den aufprall überleben? unabhängig davon, wie die realität aussieht, wird eine solche zu historisch schwere assoziation eine erhebliche welle politischer emotionen auslösen. vor diesem hintergrund werde die bundestagswahl in einem jahr zu einer „konkreten zukunft“, die möglicherweise betroffen sei.
(der autor ist soziologe und politischer kommentator an der universität hamburg, deutschland)