nachricht

der vorschlag der eu, chinesische elektroautos zu besteuern, wird angenommen: der deutsche ökonom gerke wird den lokalen europäischen autoherstellern nicht nützen.

2024-10-04

한어Русский языкEnglishFrançaisIndonesianSanskrit日本語DeutschPortuguêsΕλληνικάespañolItalianoSuomalainenLatina

laut cctv news stimmte die europäische union am 4. oktober ortszeit darüber ab, ob ein fünfjähriger ausgleichszoll auf chinesische elektrofahrzeuge eingeführt werden soll. aus einer von der europäischen kommission veröffentlichten erklärung geht hervor, dass der vorschlag der europäischen kommission, zölle auf importierte reine elektrofahrzeuge aus china zu erheben, bei der abstimmung die notwendige unterstützung der eu-mitgliedstaaten erhalten hat.

im oktober 2023 leitete die eu eine ausgleichsuntersuchung zu chinesischen elektrofahrzeugen ein. diese untersuchung wurde von der europäischen kommission ohne eine beschwerde der eu-industrie eingeleitet, was selten vorkommt. im juni dieses jahres veröffentlichte die europäische kommission ihre vorabentscheidung zur antisubventionsuntersuchung zu chinesischen elektrofahrzeugen und schlug vor, vorübergehende ausgleichszölle auf aus china importierte elektrofahrzeuge mit steuersätzen zwischen 17,4 % und 38,1 % zu erheben. im juli führten die eu-mitgliedstaaten dann eine informelle abstimmung über den gesetzentwurf zur zollerhöhung durch.

hinsichtlich der besteuerung chinesischer elektrofahrzeuge gibt es unterschiede zwischen den eu-mitgliedsstaaten, insbesondere deutschland und frankreich, die gegensätzliche ansichten vertreten. am vorabend der abstimmung äußerte bundeskanzler scholz seine hoffnung, mit china verhandeln zu können, um die vorübergehenden ausgleichszölle der eu auf chinesische elektrofahrzeuge zu lösen. der französische präsident macron bekräftigte in berlin seine unterstützung für zusätzliche zölle auf chinesische elektrofahrzeuge.

tatsächlich führten china und die eu vor der abstimmung intensive konsultationen zum ausgleichsfall für elektrofahrzeuge, und chinesische elektrofahrzeughersteller und industrieverbände schlugen einen preisverpflichtungsplan für die eu-antisubventionsuntersuchung vor, doch die europäische kommission lehnte dies im september ab 12 , chinas handelsministerium war „zutiefst enttäuscht“. nach angaben des handelsministeriums traf sich der chinesische handelsminister wang wentao am 19. september ortszeit mit dem exekutivvizepräsidenten der europäischen kommission und handelskommissar dombrovskis im eu-hauptquartier, um eine umfassende und umfassende überprüfung des antisubventionsverfahrens der eu gegen ihn durchzuführen chinas elektrofahrzeuge. ausführliche und konstruktive beratungen. die beiden seiten brachten deutlich ihren politischen willen zum ausdruck, differenzen durch konsultationen zu lösen, einigten sich darauf, die verhandlungen über die preisbindungsvereinbarung weiter voranzutreiben, und waren fest entschlossen, durch freundschaftlichen dialog und konsultationen eine für beide parteien akzeptable lösung zu finden.

auch der sprecher des außenministeriums, lin jian, äußerte zuvor auf entsprechende fragen seine hoffnung, dass die europäische seite aufrichtigkeit und taten zeigen und die berechtigten bedenken und vorschläge der chinesischen industrie ernsthaft berücksichtigen werde. wenn die europäische kommission darauf besteht, ihren eigenen weg zu gehen, wird china die notwendigen maßnahmen ergreifen, um die legitimen rechte und interessen chinesischer unternehmen und industrien entschieden zu verteidigen.

reuters berichtete am 30. september, dass ein hochrangiger eu-beamter sagte, dass die europäische kommission auch nach der einführung der vorgeschlagenen zölle auf chinesische elektrofahrzeuge immer noch bereit sei, die verhandlungen mit china fortzusetzen, um eine mögliche einigung zur vermeidung solcher zölle zu erzielen. einige mit der angelegenheit vertraute personen sagten auch, dass die eu daran arbeite, eine klausel in den gesetzesentwurf aufzunehmen, um die fortsetzung der verhandlungen nach der abstimmung zu ermöglichen.

holger görg, direktor des international trade and investment research center des instituts für weltwirtschaft kiel in deutschland, wies kürzlich in einem exklusivinterview mit the paper (www.thepaper.cn) auf die verhandlungen zwischen china und europa über elektrofahrzeuge hin ), dass die europäische autoindustrie seit langem geschützt ist und es ihnen an wettbewerb mangelt. die einführung von zöllen wird nur zu einer preiserhöhung für elektrofahrzeuge führen und den lokalen europäischen autoherstellern nicht zugute kommen. als reaktion auf diesen streit ist das preisbindungsabkommen eine praktikable lösung. wenn china und die eu in dieser angelegenheit weiterhin gegenmaßnahmen ergreifen, könnte sich daraus ein potenzieller sogenannter „handelskrieg“ entwickeln, und die kosten dafür werden enorm sein beide parteien.

es gibt unterschiede zwischen eu-mitgliedstaaten und innerhalb von ländern

das papier: die eu-mitgliedstaaten sind sich uneinig darüber, ob sie zusätzliche zölle auf chinesische elektrofahrzeuge erheben sollen. welche faktoren beeinflussen die entscheidung der europäischen kommission?

gerke: ich denke, es gibt zwei wichtige faktoren, die die entscheidungsfindung in der eu beeinflussen: zum einen die verhandlungen mit china und zum anderen die unterschiede zwischen den eu-mitgliedstaaten. insbesondere deutschland hat in dieser frage eine komplizierte haltung. die deutsche regierung und die industrie haben unterschiedliche ansichten zum handelsschutz und zu den verhandlungen mit china. die deutsche regierung unterstützt möglicherweise eher die einführung von zöllen zum schutz des handels, während die branche in großem umfang handel mit china betreibt und hofft, gute beziehungen zu china aufrechtzuerhalten, um handel und investitionen zu fördern. im gegensatz dazu befürworten einige länder wie frankreich hohe zölle, die endgültige entscheidung wird jedoch tatsächlich von der europäischen kommission getroffen.

das papier: deutschland gilt als eines der länder, die sich am stärksten gegen die erhebung von zöllen auf chinesische elektrofahrzeuge aussprechen, doch die sozialdemokratische partei, die grünen und die fdp sind unterschiedlicher meinung über den umgang mit china. es wird berichtet, dass sich deutschland bei der sogenannten „beratungsabstimmung“ im juli der stimme enthalten hat. was halten sie von den gründen für die stimmenthaltung?

gerke: einerseits hat sich die deutsche industrie entschieden gegen die einführung von zöllen ausgesprochen und sich energisch dafür eingesetzt. der widerstand der unternehmen hat es der regierung schwer gemacht, dafür zu stimmen. aus politischer sicht ist die sozialdemokratische partei eher besorgt über beschäftigungsfragen und hofft, mehr arbeitsplätze in deutschland zu schaffen. allerdings wird davon ausgegangen, dass chinas exporte von elektrofahrzeugen auswirkungen auf die lokale automobilindustrie und damit auf die beschäftigung haben, weshalb sie zölle befürwortet . die internen spaltungen spiegeln den komplexen ausgleich von handels- und wirtschaftsinteressen in der deutschen regierungskoalition wider.

der beitrag: können sie im hinblick auf elektrofahrzeuge die situation von verbrauchern, branchen und politischen entscheidungsträgern in deutschland vorstellen?

gerke: die nachfrage nach elektrofahrzeugen ist in den letzten jahren in deutschland und europa deutlich zurückgegangen. dafür gibt es viele gründe, etwa mangelhafte ladenetze und die einstellung der deutschen förderpolitik für elektrofahrzeuge, die zu einer verteuerung von elektrofahrzeugen und damit zu einer beeinträchtigung der nachfrage geführt hat. aber jetzt, da sich die welt dazu verpflichtet hat, die emissionen zu reduzieren, liegt der schlüssel zum erreichen der klimaziele in der umstellung des transportsystems von fahrzeugen mit verbrennungsmotor auf elektrofahrzeuge, doch es gibt jetzt herausforderungen bei der umsetzung dieses übergangs. in europa gehören chinesische elektrofahrzeuge zu den erschwinglichsten. eine erhöhung der preise für diese elektrofahrzeuge wird die nachfrage dämpfen, die verbraucher zurückhaltend machen und die umgestaltung des transportsystems teurer und langsamer machen, was sich negativ auf die fähigkeit europas auswirkt, die klimaziele zu erreichen. es geht auch um globale klima-governance.

gleichzeitig verzeichnet auch die deutsche automobilindustrie einen nachfragerückgang, da die benzin- und dieselpreise aufgrund mehrerer krisen in den letzten jahren gestiegen sind und fahrzeuge mit verbrennungsmotor eine unterdurchschnittliche leistung erbringen. die deutschen automobilhersteller sind in einer schwierigen lage und leisten nicht das, was sie sollten. für sie ist es auch wichtig, ihre märkte offen zu halten und in anderen ländern exportieren und produzieren zu können.

das papier: gemäß den eu-vorschriften müssen von den 27 mitgliedstaaten 15 länder, die mehr als 65 % der gesamtbevölkerung ausmachen, dagegen stimmen, um zusätzliche zölle zu verhindern. aber in der geschichte ist es selten vorgekommen, dass vorschläge ohne abstimmung verabschiedet wurden. warum ist es also so schwierig, entscheidungen auf eu-ebene zu verhindern?

gerke: rechtlich und theoretisch ist eine sperrung möglich, ich halte sie aber nicht für realistisch. dies spiegelt die philosophie der eu wider, individuelle nationale interessen zu überwinden und umfassendere eu-interessen zu verfolgen. die europäische kommission berücksichtigt bei ihren entscheidungen alle faktoren, und der beitritt von mitgliedstaaten zur union bedeutet manchmal, dass sie kompromisse eingehen müssen, anstatt nur ihre eigenen nationalen interessen zu verfolgen.

das papier: die europäische kommission lehnte zuvor den von chinesischen elektrofahrzeugherstellern vorgeschlagenen preisverpflichtungsplan ab. nachdem der chinesische handelsminister wang wentao am 19. september im eu-hauptquartier mit dem exekutivvizepräsidenten der europäischen kommission und handelskommissar dombrovskis zusammentraf, stimmten china und die eu zu die verhandlungen über die preisverpflichtungsvereinbarung für elektrofahrzeuge weiter voranzutreiben. halten sie den abschluss einer preisbindungsvereinbarung für eine bessere lösung?

gerke: das hauptproblem besteht jetzt darin, dass die eu befürchtet, dass chinesische unternehmen elektrofahrzeuge zu unter dem marktpreis liegenden preisen verkaufen, weil sie subventionen erhalten. wenn dies das kernproblem ist, kann eine preiszusage ein einfacher weg sein, das problem zu lösen, und beide parteien müssen eine transparente diskussion führen. dieser preis muss aber auch die kostenvorteile chinesischer hersteller berücksichtigen. es ist möglich, durch verhandlungen eine einigung zu erzielen, aber wenn die eu als strafe zölle erhebt, kann dies dazu führen, dass china gegenmaßnahmen ergreift, was nicht im interesse beider seiten ist. niemand möchte, dass die interessen der verbraucher auf beiden seiten geschädigt werden . daher sind preisbindungsvereinbarungen eine praktikable lösung.

eine besteuerung chinesischer elektrofahrzeuge wird den europäischen autoherstellern nicht helfen

das papier: welche auswirkungen wird es auf die elektrofahrzeugindustrie der eu haben, wenn die eu hohe zölle auf aus china importierte elektrofahrzeuge erhebt?

gerke: ich glaube nicht, dass es positive auswirkungen auf die europäische elektrofahrzeugindustrie haben wird. die europäische automobilindustrie ist seit langem vor konkurrenz geschützt, und wettbewerb schafft innovationsimpulse. tatsächlich hat die deutsche industrie das problem mangelnder innovation, insbesondere im bereich der elektrofahrzeuge, erkannt. die einführung zusätzlicher zölle wird nur zu einer verteuerung von elektrofahrzeugen führen, was den lokalen europäischen autoherstellern nicht zugute kommt und auch dem wettbewerbsimage der eu-automobilindustrie schadet.

the paper: es gibt berichte, dass viele chinesische automobilunternehmen den bau von fabriken in europa planen, um zusätzliche zölle zu vermeiden. was halten sie von dieser lösung?

gerke: ich denke, es ist ein weg, die tariffrage zu umgehen. historisch gesehen gab es in den 1980er jahren auch hohe zollschranken. damals entschieden sich viele japanische unternehmen für den bau von fabriken in europa und erzielten erfolg. ebenso errichten deutsche automobilhersteller fabriken in china, teilweise um näher am verbraucher zu sein, aber auch um handelskosten zu vermeiden. daher gehe ich davon aus, dass auch ohne zölle in zukunft mehr chinesische autohersteller fabriken in europa errichten werden. zölle könnten diesen prozess beschleunigen, was meiner meinung nach gut für die verbraucher ist.

das papier: wenn das gut für die verbraucher ist, ist es dann auch gut für die entwicklung der branche?

gerke: natürlich wird der wettbewerb zunehmen, aber nur, wenn deutsche oder europäische unternehmen auch in china eine solche strategie verfolgen. viele europäische unternehmen wollen in den chinesischen markt einsteigen. wenn es diesen wechselseitigen offenen austausch zwischen europäischen und chinesischen unternehmen gibt, ist ein verstärkter wettbewerb normal und das, was wir erwarten würden. gleichzeitig müssen sich die deutschen automobilhersteller schneller anpassen, um wettbewerbsfähig zu bleiben.

das papier: eine objektive tatsache ist, dass einige westliche elektroautohersteller auch auf einige in china produzierte rohstoffe setzen. ist dies ein wichtiger faktor, den die politischen entscheidungsträger der eu langfristig berücksichtigen sollten?

gerke: ja, die eu hat eine strategie für schlüsselrohstoffe entwickelt, und es ist sehr wichtig, gute beziehungen zu china zu pflegen, um diese materialien zu beschaffen. die eu ist sich der wichtigen rolle chinas in dieser hinsicht bewusst und ich hoffe, dass beide parteien diese faktoren bei ihren aktuellen verhandlungen und entscheidungen berücksichtigen können.

die eu ist in der abwicklung der wirtschafts- und handelsbeziehungen mit china sehr unabhängig

das papier: im jahr 2012 leitete die eu antisubventions- und antidumpinguntersuchungen zu chinesischen photovoltaikprodukten ein. damals erlebten die wirtschafts- und handelsbeziehungen zwischen china und der eu einen großen wendepunkt. durch kommunikation und verhandlungen konnte der streit jedoch beigelegt werden und legte damit den grundstein für die weitere zusammenarbeit. wenn wir es aus einer positiven perspektive betrachten: könnte dieser zollstreit eine chance für china und die eu sein, die kommunikation und zusammenarbeit zu stärken?

gerke: ich denke, es besteht die möglichkeit, dass es sich dabei um sehr ähnliche situationen handelt. die streitbeilegung im jahr 2012 ist ein gutes beispiel. die beiden seiten haben den streit im dialog gelöst und keine strafmaßnahmen ergriffen. dieser zollstreit sollte auf ähnliche weise gelöst werden, um die weitere zusammenarbeit im wirtschafts- und handelsbereich zu fördern.

das papier: im vergleich zu 2012 befinden wir uns jetzt in einem anderen umfeld. seit 2019 betrachtet die eu china als „partner, konkurrenten und institutionellen rivalen“. welchen herausforderungen und chancen stehen sie angesichts der sich ändernden position der eu gegenüber china bei der lösung aktueller streitigkeiten gegenüber?

gerke: die geopolitische lage hat sich verändert. in den letzten jahren mussten sich europäische beamte nicht nur in bezug auf den handel, sondern auch in bezug auf die geopolitik zwischen china und den vereinigten staaten bewegen. der grundgedanke der zusammenarbeit bleibt bestehen, ist aber schwieriger zu fördern als noch vor einem jahrzehnt.

das papier: einige analysten wiesen darauf hin, dass die vereinigten staaten und europa unterschiedliche standpunkte zur chinesischen elektrofahrzeugpolitik vertreten. die vereinigten staaten haben eine harte haltung eingenommen, während europa vorsichtiger war und versuchte, ein gleichgewicht zwischen wettbewerb und zusammenarbeit zu finden. was denken sie darüber?

gerke: dem stimme ich voll und ganz zu. ich halte die haltung der usa zu den beziehungen zu china für umstritten. es ist klar, dass die vereinigten staaten die handels- und investitionsbeziehungen mit china reduzieren wollen und alle maßnahmen ergreifen, um dieses ziel zu erreichen. diese position hängt nicht vom aktuellen us-präsidenten oder der demokratischen regierung ab, sondern beide parteien verfolgen mehr oder weniger die gleiche agenda.

die position der eu unterscheidet sich von der der vereinigten staaten. die eu ist davon überzeugt, dass die zusammenarbeit mit china, einem wichtigen wirtschaftspartner, für beide seiten von vorteil ist. aufgrund der aktuellen spannungen beschäftigt die eu jedoch auch fragen der nationalen sicherheit sowie eine reihe rein wirtschaftlicher fragen. während der covid-19-epidemie können beispielsweise zu enge beziehungen zu einem land negative auswirkungen haben. wenn es in wichtigen volkswirtschaften wie der eu oder china zu problemen kommt, wird dies die gesamte weltwirtschaft beeinträchtigen. daher berücksichtigt die eu dies auch bei der neuausrichtung ihrer beziehungen zu china.

das papier: sie erwähnten die besorgnis der eu über fragen der nationalen sicherheit. die us-regierung hat anfang des jahres eine untersuchung zu in china hergestellten elektrofahrzeugen eingeleitet, die „eine bedrohung für die nationale sicherheit darstellen“. glauben sie, dass es beim wettbewerb im bereich der elektrofahrzeuge wirklich um die nationale sicherheit geht?

gerke: das glaube ich nicht. die bedenken hinsichtlich der nationalen sicherheit könnten übertrieben sein. natürlich sind nationale sicherheitsinteressen offensichtlich wichtig, wenn es um investitionen und den handel mit bestimmten wichtigen nationalen ressourcen wie energie, datentechnologie und sogar militärtechnologie geht. aber ich denke auch, dass die verwendung des konzepts der nationalen sicherheit zur erklärung bestimmter probleme übertrieben ist und dass es mittlerweile zur rechtfertigung vieler interventionen herangezogen wird. seien wir ehrlich: die diskussion um elektroautos in europa hat nichts mit nationaler sicherheit, sondern einzig und allein mit unlauterem wettbewerb zu tun.

das papier: die europäische union hat eine ausgleichsuntersuchung gegen chinesische elektrofahrzeuge mit der begründung „unlauteren wettbewerbs“ eingeleitet. allerdings hat china wiederholt darauf hingewiesen, dass die antisubventionsuntersuchung der eu zu chinas elektrofahrzeugen zu vorgefertigten schlussfolgerungen führt und dass seine praktiken in allen aspekten der untersuchung gegen seine verpflichtung zu den grundsätzen „objektivität, fairness, nichtdiskriminierung und transparenz“ verstoßen. wie definieren wir also, was als unlauterer wettbewerb bezeichnet wird?

gerke: ich denke, was wir wirklich brauchen, ist eine internationale schiedspartei oder eine dritte partei. dies ist ein fall, der der welthandelsorganisation vorgelegt werden sollte. anschließend sollte die angelegenheit sowohl aus rechtlicher als auch aus wirtschaftlicher sicht untersucht, beweise von beiden seiten gesammelt und dann eine entscheidung getroffen werden.

das papier: inwieweit werden sich die behauptungen der vereinigten staaten auf die entscheidungsfindung der eu zu zöllen für elektrofahrzeuge auswirken?

gerke: ich glaube nicht, dass das überhaupt ein problem darstellt. natürlich unterhalten die eu und die vereinigten staaten enge beziehungen, und die eu wird sicherlich den rat der vereinigten staaten annehmen. aber ich denke, die eu hat in dieser angelegenheit unabhängige entscheidungen getroffen, sonst hätte die eu sofort zölle eingeführt. wenn wir außerdem die höhe der verhängten zölle vergleichen, spricht die eu nicht von zöllen in höhe von 100 %, wie dies in den vereinigten staaten der fall ist.

die kosten des „handelskrieges“ sind für beide seiten enorm

das papier: wird sich der streit um elektrofahrzeuge zwischen china und europa auf andere bereiche der wirtschafts- und handelsbeziehungen zwischen den beiden seiten ausweiten? wie verhindern wir, dass ähnliche streitigkeiten erneut auftreten?

gerke: wenn die eu zölle auf chinesische elektrofahrzeuge erhebt, könnte china entsprechende maßnahmen ergreifen, und dann könnte die eu erneut reagieren, was leicht zu einer ähnlichen situation wie im chinesisch-amerikanischen handelsstreit führen könnte. zusätzlich zu den kosten und negativen auswirkungen der zölle selbst auf die europäische und chinesische wirtschaft könnten sie sich möglicherweise weiter zu einem sogenannten „handelskrieg“ entwickeln. die kosten dieses „handelskrieges“ sind für beide seiten enorm. das finden einer lösung ist der schlüssel, aber wenn keine lösung gefunden werden kann, müssen zumindest beide parteien ruhig und rational bleiben.

das papier: welche auswirkungen werden politische faktoren auf die wirtschafts- und handelsbeziehungen zwischen china und der eu haben?

gerke: die us-wahlen stehen vor der tür und die menschen sind besorgt über große veränderungen, insbesondere im wirtschafts- und handelsbereich, weil wir die handelsschwierigkeiten während der trump-ära durchgemacht haben. aber ich glaube nicht, dass sich die position der usa stark ändern wird, je nachdem, wer die nächste wahl gewinnt. natürlich werden sich die politische rede und der stil des us-präsidentschaftskandidaten trump stark von denen harris unterscheiden. aber ich denke, dass die inhalte in bezug auf handel und protektionismus ähnlich sind, es mag einige geringfügige änderungen geben, aber ich glaube nicht, dass einer der beiden männer von seiner harten haltung gegenüber china abweichen wird.

das papier: wie sehen sie als leitender forscher, der sich seit langem mit internationalem handel und investitionen beschäftigt, die veränderungen und trends im globalen handel in den letzten jahren?

gerke: erstens hat die globalisierung rückschläge erlitten, obwohl sich das globale handels- und investitionsniveau im aufwärtstrend befindet. die finanzkrise, die covid-19-epidemie und der russland-ukraine-konflikt haben allesamt zu schwankungen im handelsvolumen geführt . darüber hinaus können wir die verteilung der handelsdiversifizierung erkennen. beispielsweise haben die vereinigten staaten ihre importe aus china deutlich reduziert, stattdessen haben sie die importe aus mexiko, vietnam und anderen ländern erhöht und handeln auch über indirekte kanäle. dies ist nicht unbedingt ausschließlich auf politische spannungen zurückzuführen, sondern vielmehr auf die erkenntnis, dass handel und investitionen an einem einzigen standort und markt nach der pandemie riskant sind.

die globalisierung wird sich fortsetzen, wenn auch mit einigen handelsschutzmaßnahmen, und die weltweiten investitionen sind auf einem sehr hohen niveau. der dienstleistungshandel wird in den nächsten drei jahren ein handelsmodell sein, das erhebliches wachstum erzielen wird.